Immer wieder geben sich Cyberkriminelle als andere Personen aus und versuchen, über Datingportale und lange Chats, ihre potentiellen Opfer unter Vortäuschung einer Notlage um viel Geld zu betrügen. Die Masche, die als Romance Scamming oder Love Scamming bezeichnet wird, ist leider keine Seltenheit und leider fallen auch immer wieder zahlreiche verliebte Männer und Frauen auf diese Masche herein.
Heute erreichte uns ein Hinweis einer Bürgerin zu einem vermuteten Betrugversuch. Die Dame hatte über eine Facebook-Gruppe einen scheinbar real existierenden Mann kennengelernt. Der Chat wurde nach einiger Zeit auf den Whatsapp-Messenger verlagert und auf Englisch weitergeführt. Der Mann gab vor, 62 Jahre alt zu ein. Er sei seit vier Jahren Witwer und würde aus den Niederlanden kommen. Derzeit sei er aber auf Zypern. Dort würde er festsitzen und dringend ein Flugticket benötigen. Dafür würde er 800 Euro benötigen. Angeblich könne er dort jedoch selbst nicht auf sein Bankkonto zugreifen. Als Vertrauensnachweis gab er der Dame jedoch die Zugangsdaten zu seinem Onlinebanking. Über Google suchte die Dame nach der Bank und wurde mit dem Suchergebnis zu der Webseite www.mazelglobal.com fündig. Sie loggte sich ein und fand ein Guthaben von über 23 Millionen Euro vor. In Gesprächen mit einer Bekannten über diese Romanze kamen Ihr Bedenken. Geld hat die Dame glücklicherweise nicht überwiesen.
Interessanterweise gibt es diese Webseite erst seit September 2020. Auch das zugehörige SSL-Zertifikat wurde zeitgleich ausgestellt. Weitere aussagekräftige Fundstellen zu dieser Bank existieren in Google derzeit nicht. Hier müssen wir den Tätern etwas Respekt zusprechen. Diese Webseite ist von vorne bis hinten sehr gut gestaltet und wirkt auf den ersten und vielleicht auch auf den zweiten Blick seriös.
Bild 1: Screenshot der Webseite Mazelglobal.com
Auch wir nutzten die Zugangdaten, die uns die Dame freundlicherweise genannt hatte. Über den Bereich Online Banking bekamen wir schnellen Zugriff.
Bild 2: Login-Bereich mit anonymisierten Zugangsdaten
Bild 3: Dashboard innerhalb des Onlinebankings von „David Scott“. Man beachte das stattliche Guthaben von 23.290.740 Euro!
Über das Menü auf der linken Seite kann man dann den Account konkreter einsehen. Was wir natürlich auch gemacht haben.
Bild 4 zeigt einen Ausschnitt seiner Umsätze. Wirklich beeindruckend (wenn es echt wäre)!
Bild 5 zeigt die persönlichen Daten des David Scott.
In einem weiteren Schritt haben wir uns das Bild des David Scott angeschaut und durch die Google Rückwärtssuche für Bilder laufen lassen. Es wurde auch recht schnell ein Ergebnis gezeigt.
Bei der auf dem Foto abgebildeten Mann handelt es sich um den Schauspieler Benjamin Waters, der 1975 in den USA geboren wurde. Die Dame hatte uns auch noch einige ausgedruckte Fotos, die Sie als Datei per Whatsapp erhalten hatte zugeschickt. Auch diese zeigten diverse Ergebnisse in der Google Bildersuche und führten zu Benjamin Waters, wie im nachfolgdenen IMDb Ausschnitt zu sehen.
Hier nutzen offensichtlich die Täter missbräuchlich die Bilder des Schauspielers Waters, um einen seriösen Geschäftsmann vorzugaukeln. In unserem Beispiel hat die Dame die Gefahr rechtzeitig erkannt. Eine Anzeigenerstattung steht derzeit noch aus.
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich den Traummann oder die Traumfrau über das Netz gefunden habe?
- Zunächst gilt: Wenn die unbekannte Person sie plötzlich um Geld bittet, kommen Sie der Bitte auf keinen Fall nach! Dies gilt auch dann, wenn Sie vorher Geld oder Geschenke erhalten haben. Hier kann Geldwäsche ins Spiel kommen!
- Übermitteln Sie niemals persönliche und sensible Daten (keine Ausweiskopien, Urkunden, Bankdaten usw.)!
- Vertrauen Sie sich einer guten Freundin oder einem guten Freund an. Hören Sie auf deren Bauchgefühl.
- Vertrauen Sie sich ebenfalls der Polizei an!
- Erstatten Sie Anzeige wegen Betruges oder versuchten Betruges gegen Unbekannt bei Ihrer örtlichen Polizei!
- Achten Sie bei Video-Calls auf das Bild und den Ton. Hier nutzen die Täter gern voraufgezeichnete Dateien. Ggf. wird die Stimme der Täter darüber gelegt. Tonausetzer und Bildfehler werden der schlechten Internetleitung zugesprochen.
- Lassen Sie sich nicht von hohen Geldsummen (wie in unserem Fall) blenden!
Übrigens! Einen ähnlichen Fall haben wir im Jahr 2017 hier bei uns im Ratgeber beschrieben. Damals gab sich der Mann als Millionär aus, der derzeit auf einer Bohrinsel sei.
Nutzen Sie zudem unseren Informationsbereich hier im Ratgeber zu dieser Masche.
Im Internet finden Sie zudem gute Foren, wo andere Geschädigte sich zu dieser Masche austauschen. Wir übernehmen keine Gewährleistung zu den dortigen Inhalten:
https://www.scambaiter-forum.info/
http://www.scambaiter.info/scamdb/
https://www.romancescambaiter.de/